Kategorie: Achtes Set
Alltag # 22 (Sebastian wirft Anna’s Zahnbürste weg…)
Alltag # 22
Sebastian wirft Annas Zahnbürste weg. Seit Monaten steht sie unbenutzt neben seiner. Die Zahnbürste konnte er jeden Tag sehen. Anna nicht mehr.
Ich # 14 (protector stürmer…)
Ich # 14
protector
unterwerfer
schlucker
angreifer
angsthase
stürmer
Alltag # 23 (Sebastians Vater schickt Goldzähne…)
Alltag # 23
Sebastian hält ein DIN-A-4 Kuvert in der Hand. Sein Vater hat ihm etwas geschickt. Das Kuvert ist in der Mitte ausgebeult. Sebastian schneidet das Klebeband mit einem Cutter auf und zieht aus dem mit Luftpolsterfolie ausgekleidetem Umschlag ein kleines Päckchen heraus. Etwas wurde in Papiertücher eingewickelt und dann in einen Gefrierbeutel mit Schiebeverschluss gelegt. Sebastian sieht an manchen Stellen Gold durchschimmern. Er greift nach der beigelegten Klappkarte. Auf der Vorderseite ist ein Aquarell zu sehen. Eine Landschaft mit einem blühenden Kirschbaum. Am oberen Rand wurde noch ein Wort hin gedruckt. In den Himmel hinein. Frühling steht da. Sebastian öffnet die Karte und liest: Ich war beim Zahnarzt. Das sind meine alten Goldkronen. Ich kann sie nicht mehr brauchen. Vielleicht hast du Verwendung dafür.
Kultur # 15 (HKW=Habenichts Kauf Woolworth…)
Kultur # 15
HKW=
Habenichts Kauft Woolworth
Heiratschwindler Kotzt Wildlachs
Hemdsärmeliger Kronprinz Wichst
Halbgott Koloriert Weltall
Haderlump Kopuliert Wunderbar
Halbschwester Kastriert Welpen
Hairstylist Kriminalisiert Weltbank
Halbstarker Küsst Wandbehang
Hergelaufener Kränkt Wahlverwandtschaft
Hemmungsloser Kommunist Welkt
Ich # 15 (Untätig.)
Ich # 15
Untätig.
Wünsche # 11 (Endlich, Nadine kommt. Sebastain saugt…)
Wünsche # 11
Endlich. Sebastian hat es geschafft. Nadine kommt zu ihm zum Essen. Seit drei Tagen freut er sich darauf. Ein Tinder-Match. Seit einer Woche chatten sie täglich und einmal haben sie auch schon miteinander telefoniert. Sebastian legt Teller, Besteck und zwei Stoffservietten auf den Tisch. Sie sind aus silbergrauer Rohseide. Er mag diesen Glanz und dass sie so schick wirken. Er holt Gläser für das Leitungswasser, stellt sie neben die Servietten, entdeckt Brösel auf dem Küchenboden, saugt noch einmal den Dielenboden ab, verräumt den Staubsauger und öffnet dann die Kühlschranktür. Er holt die Schüssel mit dem Radicchio-Birnen-Salat heraus und die große Glasbox mit den unterschiedlichen Käsesorten. Sebastian verteilt sie auf zwei Holzbrettern. Wechselt runde und eckige Stücke miteinander ab und legt dunkle und helle Weintrauben dazwischen. Das Angerichtete schmeichelt seinen Augen. Dann wechselt er noch einmal das Hemd. Er will doch lieber das Machu Cuba Hemd mit dem roten Muster anhaben. Danach ist er fast entspannt. Nadine ist pünktlich. Sie trägt Jeans und einen gelben kurzärmligen Pullover. Sebastian überlegt, ob er ihr sagen soll, wie toll sie aussieht, lässt es dann aber bleiben und bittet sie nur herein. Nadine stützt sich mit der Hand an der Wand ab und greift nach einem Schnürsenkel. Sebastian lässt sie wissen, dass sie ihre Schuhe anbehalten kann und zeigt ihr den Weg in die Küche. Nadine legt ihr Telefon auf den Tisch und Sebastian hält eine Flasche Crémant in die Luft. Nadine nickt. Sie stoßen an. Für eine Sekunde klingen ihre Gläser. Der Nachhall verfliegt schnell. Nadine nimmt sich vom Salat, greift nach einem Stück Baguette und Sebastian erklärt ihr, dass das runde Käsestück in der Mitte der beste Käse sei und der teuerste. Vierzig Euro das Kilo. Er gesteht, dass er so einen teuren Käse nur für ganz besondere Anläße kauft. Nadine schaut den Käse an und packt die Hälfte davon auf ihren Teller. Sebastian legt ihr noch eine kleine Rispe von den Muscat Bleu Trauben auf den Teller und ist zufrieden. Für sich schneidet er erst einmal nur ein Stück Ziegenbrie ab. Nadine ist von dem Geschmack des teuren Käse ganz begeistert. Sebastian findet, dass sie den teuren Käse viel zu schnell isst, das sagt er ihr aber nicht. Von der einen Hälfte auf ihrem Teller ist schon fast nichts mehr übrig. Nadine sagt, dass sie sich nie so teuren Käse kaufen würde und hievt die zweite Hälfte auf ihren Teller. Sebastian starrt den Käse auf Nadines Teller an, umfasst den langen Stil seines Glases und schiebt es auf dem Tisch hin und her. Nadine spricht von ihrer Arbeit. Sebastian fällt es schwer zu zuhören. Er isst etwas Salat, nimmt ein wenig Brot und möchte den Abend nur noch vorantreiben. Er gießt Nadine den restlichen Crémant ein und hört, dass sie jetzt über ihren letzten Urlaub spricht. Sebastian betrachtet die auf dem Tisch liegenden Brotbrösel und legt seine Serviette auf den Teller. Nadine probiert noch zwei weitere Käsesorten, tupft sich die Mundwinkel mit der Serviette ab, bedankt sich für das großartige Käseerlebnis und fragt, ob sie noch einen Espresso haben könne. Sebastian bereitet die Espressokanne vor, stellt sie auf den Herd und die Zuckerdose auf den Tisch. Nadine schweigt. Sebastian empfindet die lange Sprechpause als zu intensiv und fragt Nadine nun doch noch einmal etwas über ihre Arbeit. Nadine beantwortet die Frage wie es scheint sehr gerne. Sebastian steht auf und holt den Espressokocher. Nadine stopft sich unter der Tischplatte die Seidenserviette in die linke Hosentasche ihrer Jeans. Eine halbe Stunde später steht Sebastian alleine an der Spüle, wäscht Nadines Teller ab und geht dann joggen. Die große Runde.
Lebensentwürfe # 6 (Frau wird Kopftuch heruntergerissen…)
Lebensentwürfe # 6
Im Supermarkt sehe ich, wie ein Mann einer Frau das Kopftuch herunter reißt. Schade, dass es viel anstrengender sein wird, ihm die Krawatte abzuziehen.
Lebensentwürfe # 7 (Tobias schreit seine Tochter an…)
Lebensentwürfe # 7
Tobias schreit seine Tochter an. Er findet, er hat auch ein bisschen ein Recht dazu. Denn es ärgert ihn, dass seine Tochter nie weint, wenn er einmal für ein paar Tage weg muss. Sie weint aber immer, wenn seine Frau einmal für ein paar Tage weg muss. So wie heute.
Lebensentwürfe # 8 (R. würde nie seine Frau verlassen…)
Lebensentwürfe # 8
Robert würde seine Frau nie verlassen. Und weil er da ganz sicher ist, erlaubt er sich, sie zu betrügen.
Alltag # 24 (Ich gehe nicht außer Haus…)
Alltag # 24
Und ich gehe nicht außer Haus. Teil drei.
Abgehört # 7 (helmut ist schwul verliebt…)
Abgehört # 7
»Mama, warum war Helmut denn auch auf Stevens Party?«
»Helmut und Steven sind doch ein Paar!«
»Oh, ich wusste gar nicht, das Helmut schwul in Steven verliebt ist!«