Kultur # 55(GIF)

 

Kultur # 55

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Gelassenheit Imponiert Frederike
Geldsegen Institutionalisieren Frohlockt
Gegner Idealisieren Frustriert
Geborgenheit Irritiert Freilich
Geistesblitz Imaginiert Fangemeinde
Gänsehaut Initiieren Fesselt
Gänseblümchen Immer Fügsam
Gabi Ignorieren Fetzt
Gerücht Irre Fantasielos
Griesbrei Importierende Fachkraft 
Gasrechnung Immens Fatal
Gebrechen Intensiv Fotografieren
Größenwahnsinnigen Interessiert Fussball
Gerüstbauer Imkert Frohgemut
Glühwürmchen Ich Fortblase

 

 

Blitzlicht # 47 (Eliza und Froni/ Freundschaft)

Blitzlicht # 47

Eliza ist seit drei Jahren eine Freundin von Sebastian und jetzt ist er mit ihr an einem kritischen Punkt angelangt. Natürlich weiß er, dass es in Freundschaften Probleme geben kann. Er weiß auch, dass Freundschaften zu Bruch gehen können. Es ist nicht das erste Mal, dass er so etwas erlebt. Auch ihm ist das schon passiert. Mit Froni. Sie hatte er so gern, dass er über Jahre der festen Überzeugung war, das reiche für eine lebenslange Freundschaft aus. Und dann war dem doch nicht so. Aus heutiger Sicht findet er das, was damals geschehen ist, absurd. Froni hat er an der Uni kennengelernt. Sie studierten beide Produktdesign. Nachdem er seinen Abschluss in der Tasche hatte, ist er nach Hamburg gezogen und Froni ist in Wien geblieben. Sie hatten das als Vorteil gesehen, weil sie sich nun gegenseitig besuchen konnten, und zwar in den Städten, die ihnen beiden am Herzen lagen. Das lief prima. Jahrelang besuchte er sie in Wien und sie ihn in Hamburg. Da sie während des Studiums auch zusammen gewohnt hatten, kannte er Froni gut, also auch die Eigenart, die später den entscheidenden Ausschlag gegeben hatte: Ihren Geiz. Den hat sie ausgiebig praktiziert, der war für alle offensichtlich und unübersehbar. Jahrelang hat ihn das nicht gestört, aber ein einziges Mal ärgerte ihn ihre Knausrigkeit dann doch. Er traut es sich kaum auszusprechen aber der Grund für die Trennung war ein leerer Kühlschrank. So banal. Er weiß das. Dabei war es ja eigentlich nur so, wie es immer war. Kam er zu ihr, war ihr Kühlschrank leer. Kam sie zu ihm, war sein Kühlschrank voll mit kostbaren Leckereien. Ihm machte das Freude, sich so auf ihren Besuch vorzubereiten. Er hatte das nie beanstandet und auch nie als beanstandenswert empfunden. Es war einfach so. Einfach etwas, das sie unterschied. Aber dann ist er wieder einmal bei ihr in Wien, öffnet wieder einmal ihre Kühlschranktür und sieht wieder einmal, dass keine Butter da ist, kein Aufschnitt, kein Käse, kein Gemüse, kein Obst, kein Joghurt und ihm reißt die Hutschnur. Das hat ihn selbst völlig überrascht. Danach besuchte er sie nicht mehr. Seit einigen Jahren versucht er sie zu googeln. Vergebens. Froni hat so einen Allerweltsnachnamen. Er möchte sie um Verzeihung bitten, ihr sagen, wie blöd er damals war. Dass er heute gar nicht mehr verstehen kann, dass er wegen nicht vorhandener Lebensmittel nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Dass er sie deshalb für engspurig, ungastlich und komplett ichbezogen gehalten hatte. Und aus diesem Grund misstraut er nun auch dem Impuls, den er seit Tagen wegen Eliza mit sich herumträgt. Denn auch die Freundschaft mit Eliza möchte er hinschmeißen. Seit ein paar Tagen ertappt er sich immer wieder bei dem Gedanken, dass ihn nur noch das abrupte Beenden dieser Freundschaft retten kann. Aber gleichzeitig fragt er sich auch, ob er das nicht maßlos übertreibt. Denn er könnte über den Vorfall auch einfach hinwegsehen. Bisher hat er bei Eliza noch nie etwas als grob empfunden. Er freut sich jedesmal, wenn er sie sieht und konnte bisher auch in ihrem Gesicht ablesen, dass sie sich auch über ihn freut. Ihre Augen strahlten dann. Eliza findet seine einfachen Vorschläge gut. Er überlegt sich oft nur, wo sie spazieren gehen oder was sie im Museum ansehen könnten. Und sie mag es auch, wenn er einfach nur zu ihr kommt, sie dann gemeinsam eine Serie ansehen und dabei Rotwein trinken, Chips und Schokolade essen. Und ihm gefällt das auch. Aber jetzt hängt alles an einem seidenen Faden und er muss entscheiden, ob er für sie oder gegen sie ist. Vor ein paar Tagen hatte er ihr vorgeschlagen, am Sonntag aufs Land zu fahren, wo es einen waldumrandeten See gibt mit wunderbar klarem und fast schon türkisfarbenem Wasser und einen Wanderweg drumherum. Alles schön schattig. Eliza antwortete ihm mit einer SMS, sie hätte zu tun und könne am Sonntag nicht. Aber am Sonntag Abend gegen zweiundzwanzig Uhr kam dann eine SMS von ihr. Sie wäre jetzt doch an diesen Ort gefahren, den er vorgeschlagen hatte, und sei dort Spazieren und Schwimmen gewesen, sie fand es herrlich, sie sei allein dort hingefahren. Und seither trägt sein Gehirn diesen grauen Schleier. Noch weiß er nicht, ob er seinen destruktiven Gefühlen nachgeben wird. Und wie destruktiv er sein muss, um seine Angst in Schach zu halten.

 

 

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Kultur # 56(Fahrräder Hausflur)

 

Kultur # 56

Im Hausflur lehnen drei Fahrräder an der Wand. Eines von ihnen ist ein sportliches Rennrad. Die beiden anderen sind mit Kindersitzen ausgestattete Hollandräder. Über ihnen hängt ein DIN-A-3 großer Zettel mit der Aufschrift: Bitte keine Räder im Flur abstellen. Die Hausverwaltung. Eine Person hat mit einem schwarzen Edding quer über die Ansage einen Strich gezogen und jemand anderes hat unter dem Strich mit Kugelschreiber ein Herz hingemalt.

 

 

Blitzlicht # 48 (Kniebeben bei Mutterbesuch…)

Blitzlicht # 48

Sebastian sitzt im Wohnzimmer seiner Eltern. Sein Vater sagt etwas Blödes und seine Knie beginnen zu beben. Er weiß, dass das Wohnzimmer jetzt nicht von seinen Knieeruptionen ausgelöscht werden wird. Nichts wird jetzt durch die Eruptionen seiner Knie von einer Sekunde zur anderen zum Teil einer bereits untergegangen Zeit. Das Wohnzimmer wird einfach weiter bestehen und der Nachmittag mit seinen Eltern auch.

 

 

Alltag # 88 (Sebastian Kerzenständer…)

Alltag # 88

Sebastian steht in seinem Schlafzimmer mit einem um die Hüfte gewickelten Handtuch. Er kommt gerade aus der Dusche, öffnet die Tür zum Kleiderschrank und lässt das Handtuch auf den Boden gleiten. Das erstaunt ihn. Normalerweise nimmt er es ab und legt es sorgfältig auf den Hocker, der ihm als Kleiderablage dient, um es später zum Trocknen an einen Haken zu hängen. Er vermutet, dass er das gerade wegen Anna getan hat. Anna hatte öfters von ihm verlangt, dass er sein um die Hüfte geschlungenes Handtuch vor ihren Augen auf den Boden fallen lassen soll. Und weil er wusste, wo Anna dann hinsehen würde, hatte das bei ihm gleich eine Schwellung bewirkt, noch bevor er das Handtuch überhaupt geöffnet hatte. Jetzt ist sein Handtuch aber einfach nur auf den Boden gefallen und sein Geschlechtsteil ist schlaff geblieben. Er hebt das Handtuch wieder auf und dabei fällt ihm der Kerzenständer ein. Er geistert schon seit Tagen in seinem Kopf herum. Sobald er mit dem Ankleiden fertig ist, wird er nach ihm sehen. Er will das mit dem Kerzenständer nicht noch länger auf die lange Bank schieben. Sebastian knöpft sein Hemd zu, lässt die beiden oberen Knöpfe auf, schlüpft in die Hose, zieht den Reißverschluss zu, macht sich barfuss auf den Weg ins Sofazimmer, stellt sich mittig vor das wandhohe Bücherregal, stemmt seine Arme in die Hüften und zwingt sich, den Kerzenständer anzusehen. Den hat ihm Anna irgendwann aus Italien mitgebracht. Von einer Insel, die bekannt ist für ihre Glasherstellung. Anna hat ihm den Kerzenständer in der Zeit geschenkt, als sie noch ein Paar waren. Als er noch dachte, dass das mit ihnen ewig so weiter gehen würde. In der Zeit, als er sich noch völlig sicher war, es würde ausreichen, dass er das so will. Als Anna ihm damals das Geschenk überreichte hatte, hatte er sich bis über beide Ohren gefreut. So sehr, dass er sogar kurz auf der Stelle auf- und abgehüpft ist. Wie kindisch er manchmal bei ihr werden konnte. Damals hatte Sebastian das teuere Ding als Sinnbild von Annas Zuneigung gesehen und wollte genau deshalb, dass der Kerzenständer in seiner Wohnung einen besonderen Platz bekommt. Seine Wahl fiel auf das Bücherregal. Dort konnte das schöne Objekt am besten zur Augenweide werden. Vom Sofa aus konnte er liegend gut seine Augen Richtung Bücherregal wandern lassen, um den Kerzenständer zu bewundern. Und eigentlich betrachtete er ab da nur noch ihn. Die anderen Gegenstände, die auch noch im Regal stehen, interessierten ihn dann nicht mehr. Er liebte das byzantinische Blau und das schöne Design mit den verschiedenen miteinander korrespondierenden geometrischen Formen. Ein Kreis, ein Oval, zwei Kreise, etwas Elliptisches und ein Zylinder. Es freute ihn, dass er so ein kostbares Mitbringsel wert war. Benutzen wollte er ihn aber nicht. Diesem Kerzenständer blieb es untersagt, seiner Bestimmung nachzukommen: Er durfte keine Kerze in sich spüren und keine an ihm herunterlaufenden heißen Wachstropfen. Sebastian wischt mit zwei Fingern Staub vom blau leuchtenden Glas. Seit der Trennung von Anna erträgt er es nicht den Kerzenständer anzusehen. Es ist zu schmerzhaft. Einmal stellte er sich vor, der Kerzenständer sei ein völlig neutraler Gegenstand, so, als käme er zum Beispiel aus dem Ausverkauf von einem insolvent gegangenem Kaufhaus. Aber es blieb bei dem Gedankenspiel. Sebastian streckt seine Hand aus, umfasst den Kerzenständer und zieht ihn aus dem Regal. Er schaut auf die leere Stelle und spürt die Kälte vom Glas auf seinen Fingerspitzen. Sebastian dreht sich zur Tür und macht sich mit dem Kerzenständer in der Hand auf den Weg zur Küche. Gleich wird er ihm entweder versehentlich aus der Hand rutschen, oder er landet, wenn er Glück hat, doch noch auf der Straße. Dort könnte ihn jemand mit nach Hause nehmen. Er bekäme noch eine Chance. Jemand anderes könnte zu ihm sagen: Du bist aber schön.

 

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Und # 47 ( Du bist etwas …Hoffnung)

Und # 47

Du bist etwas, dass mir Hoffnung gibt. Mehr brauchst du gar nicht zu sein.