Wünsche # 56
Bitte vergib mir doch noch nicht. Es soll nicht schon wieder weitergehen.
Einer meiner Wünsche ist müde und möchte wegschlafen. Aber ich möchte nicht, dass er einschläft. Er soll weiter wach bleiben und mich weiter begleiten. Denn ich möchte immer noch, dass alle im Leben einen Nistplatz finden. Auch wenn ich weiß, dass sich die Welt nicht nach mir richten wird.
Ich hätte gerne jemanden in meiner Nähe, auf den ich weinen kann. Hinunterweinen kann. Meine Tränen fallen aber nur auf mich selbst.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche, es ist wegen Ihrem Rucksack! Er ist doch aus Singapur!«
»Oh ja, das stimmt. Ein Freund hat ihn mir von dort mitgebracht.«
»Sie glückliche. Als ich vor zwei Monaten vor dem Rucksack stand, war ich so zögerlich und jetzt bereue ich es. Ich hoffe, Sie können ihn jetzt, da Sie von meinem Neid erfahren, noch mehr genießen.«
Paul isst jeden Tag Kuchen und freut sich darüber. Ich möchte damit aufhören, jeden Tag Kuchen zu essen und mich nicht darüber zu freuen.
Ich stelle mir vor, man hebt mich auf wie einen kleinen seltenen Käfer und sagt dann viel Schönes über mich, bestaunt mich jeden Tag aufs Neue und freut sich darüber, was für ein schönes Vorkommsel ich doch bin. Solange bis ich wirklich genug davon habe.
Noch mal schnell mit jemandem zwischenschlafen, bevor die nächste Reklamefrequenz anfängt, die Kirchturmuhr zur vollen Stunde schlägt, der Sommer vorbei ist, das Jahr zu Ende geht oder ich den Abflug mache.