Wünsche # 11 (Endlich, Nadine kommt. Sebastain saugt…)

Wünsche # 11

Endlich. Sebastian hat es geschafft. Nadine kommt zu ihm zum Essen. Nadine war sein erstes Match auf der neu installierten App. Seit drei Tagen freut er sich schon darauf, ihr nun auch persönlich begegenen zu können. Seit einer Woche chatten sie täglich und zweimal haben sie auch schon miteinander telefoniert. Sebastian stellt Teller auf den Tisch und legt Besteck und zwei Stoffservietten dazu. Sie sind aus silbergrauer Rohseide. Er mag diesen Glanz und dass sie so schick wirken. Er holt Gläser für das Leitungswasser, stellt sie neben die Servietten, entdeckt Brösel auf dem Küchenboden, saugt noch einmal den Dielenboden ab, verräumt den Staubsauger und öffnet dann die Kühlschranktür. Er holt die Schüssel mit dem Radicchio-Birnen-Salat heraus und die große Glasbox mit den unterschiedlichen Käsesorten. Sebastian verteilt sie auf zwei Holzbrettern. Wechselt runde und eckige Stücke miteinander ab und legt dunkle und helle Weintrauben dazwischen. Das Angerichtete schmeichelt seinen Augen. Dann wechselt er noch einmal das Hemd. Er will doch lieber das weiße mit dem roten Muster anhaben. Es ist für ihn das, was für Frauen das kleine Schwarze ist. Danach ist er fast entspannt. Nadine ist pünktlich. Sie trägt Jeans und einen gelben Pullover. Sebastian überlegt, ob er ihr sagen soll, wie toll sie damit aussieht, lässt es dann aber bleiben und bittet sie nur herein. Nadine stützt sich mit der Hand an der Wand ab, hebt das Knie und greift nach dem Schnürsenkel ihres Sneakers. Sebastian lässt sie wissen, dass sie ihre Schuhe anbehalten kann und zeigt ihr den Weg in die Küche. Nadine legt ihr Telefon auf den Tisch und Sebastian hält eine Flasche Crémant in die Luft. Nadine nickt. Sie stoßen an. Für eine Sekunde klingen ihre Gläser. Der Nachhall verfliegt schnell. Nadine nimmt sich vom Salat, greift nach einem Stück Baguette und Sebastian erklärt ihr, dass das runde Käsestück in der Mitte der beste Käse sei und der teuerste. Er hat den Preis noch im Kopf. Vierzig Euro das Kilo. Er gesteht, dass er so einen exquisiten Käse nur für ganz besondere Anläße kauft. Nadine schaut den Käse an und packt die Hälfte davon auf ihren Teller. Sebastian legt ihr noch eine kleine Rispe von den Muscat Bleu Trauben auf den Teller und ist zufrieden. Für sich schneidet er erst einmal nur ein Stück Ziegenbrie ab. Nadine ist von dem Geschmack des teuren Käse ganz begeistert. Sebastian findet, dass sie den teuren Käse viel zu schnell isst, das sagt er ihr aber nicht. Von der einen Hälfte auf ihrem Teller ist schon fast nichts mehr übrig. Nadine fragt nach, wie viel so ein guter Käse kostet. Sebastian nennt ihr den Kilopreis. Nadine sagt, dass sie sich nie so teuren Käse kaufen würde und hievt die zweite Hälfte auf ihren Teller. Sebastian starrt Nadine an, senkt erschrocken seinen Blick, umfasst dann den langen Stil seines Glases und schiebt es auf dem Tisch hin und her. Nadine spricht von ihrer Arbeit. Sebastian hört nicht genau hin. In seinem Kopf brummt es. Es ist ein lautes Brummen. Geld, Käse, das könnte ihm doch alles Einerlei sein. Aber er hebt jetzt seine Gabel in die Luft. Die Zacken sollen den Käse auf Nadines Teller treffen. Er will ihn entführen. Aber dann sticht er doch nur in die Salatblätter, die auf seinem Teller liegen. Nachdem er die Blätter gut gekaut hat, greift er nach einer Scheibe Brot und belegt es mit einem anderen Stück Käse. Aber nichts scheint ihm noch zu schmecken. Er möchte den Abend jetzt nur noch vorantreiben. Er gießt Nadine den restlichen Crémant ein und hört ihr dabei zu, wie sie über ihren letzten Urlaub auf Malta spricht. Er betrachtet die auf dem Tisch liegenden Brotbrösel und legt seine Serviette auf den Teller. Tut das mit Schwung. Nadine probiert noch zwei weitere Käsesorten, tupft sich die Mundwinkel mit der silbergrauen Seide ab, bedankt sich für das großartige Käseerlebnis und fragt, ob sie noch einen Espresso haben könne. Sebastian bereitet die Espressokanne vor und stellt sie auf den Herd. Er greift nach der Zuckerdose, stellt sie auf den Tisch und bemerkt, dass eine Stoffserviette fehlt. Er wirft einen Blick auf Nadines Hosentaschen. Die linke Tasche ihrer Jeans ist ausgebäult. Sebastian kehrt zum Herd zurück. Nadine schweigt. Sebastian erträgt die Intensität der anhaltenden Sprechpause nicht und stellt ihr doch wieder eine Frage. Nadine beantwortet sie, wie es scheint, sehr gerne. Sebastian stellt den Espressokocher auf den Tisch und eine viertel Stunde später steht er alleine an der Spüle. Er wäscht Nadines Teller ab und geht dann joggen. Die große Runde.

 

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