Kategorie: Sechstes Set
Und # 10 (Obst öffnen…)
Und # 10
Ich möchte in der Obstabteilung meines Haussupermarkts jedes Stück Obst aufschneiden. Jede Melone, jede Orange, jede Zitrone, jede Birne. Einfach alle Stücke in der Mitte entzweischneiden. Ich will den Sommer in der Großstadt riechen. Einen Sommer hinter verschlossenen Türen.
Kultur # 11 (ARD=Autoimunsystem Rülpst Döner)
Kultur # 11
ARD=
Autoimmunsystem Rüttelt Doris
Autokolonne Ruiniert Dänemark
Amsel Reinigt Diebesgut
Androgyne Renovieren Dorfkirche
Aalglatte Regenwürmer Dahinsiechen
Amateurin Reanimiert Diktator
Alphatiere Reparieren Dynastien
Anstandswauwau Recycelt Dosen
Alfons Ringeltaube Dahintersteckt
Atomkern Registriert Dasein
Alpenglühen Ruiniert Dauerwelle
Abgehört # 5 (nicht so eng…)
Abgehört # 5
»Stell dir vor, Klaus hatte gestern doch Geburtstag, und jetzt sind wir ja auch schon seit einem Jahr zusammen. Da bringe ich ihm einen Geburtstagskuchen vorbei und was glaubst du was er sagt? »Keine Ahnung!« »Ich mag es nicht so eng zwischen uns.«
Wünsche # 7 (Oliver Johannes Marie…)
Wünsche # 7
Sebastian öffnet die Wohnungstür. Er weiß bereits, wer vor der Tür stehen wird. Marie. Sie hatte ihn vor einer halben Stunde angerufen und gefragt, ob sie vorbei kommen könne. Sebastian nimmt zuerst Maries Gesichtsausdruck wahr, wie aufgebracht sie aussieht, und sieht dann erst den Blumenstrauß, den sie ihm entgegenstreckt. Sebastian bittet sie herein. Marie zieht gar nicht erst die Jacke aus, geht gleich in die Küche, setzt sich an den Tisch und sagt: »Ich halte das einfach nicht mehr aus, Oliver will mich jetzt nur noch einmal die Woche sehen?« Marie hebt ihre Hand und fährt sich hektisch durch die Haare. Sebastian stellt Marie ein Glas Leitungswasser hin und ein kleines Fläschchen mit Baldriantropfen. Marie träufelt sich gehorsam welche ins Glas und trinkt. Sebastian geht zum Regal, greift nach der roten Vase, die Marie ihm einmal zum Geburtstag geschenkt hat und arragiert die Blumen in der Vase. Marie sagt: »Ich verstehe das einfach nicht! Ich dachte, er ist genauso verliebt wie ich!« Sebastian gießt sich selbst auch Leitungswasser ein und öffnet dann noch eine Packung Cashewkerne mit getrockneten Cranberries. Marie seufzt und sagt: »Ich kann doch nicht zu einem Anwalt gehen, nur weil mir einmal die Woche nicht reicht? Und eine andere Idee habe ich nicht!« Sebastian schüttet die Packung in eine kleine Holzschale und setzt sich zu Marie an den Tisch. Marie stampft mit dem Fuß auf den Boden und sagt: »Warum können meine Gefühle nicht einfach fließen, wenn ich sie schon einmal gefunden habe. Außerdem stelle ich mir unentwegt Fragen, die von der übelsten Sorte und kann deswegen nachts schon nicht mehr schlafen.« Sebastian nimmt einen Schluck Leitungswasser und sagt nichts. Marie beginnt zu weinen. »Ich hasse mich. Anscheinend bin nur ich wieder so bedürftig!« Sebastian steht auf, zieht Papier von der Küchenrolle, reißt es ab und reicht es Marie. Marie schnäuzt sich und sagt: »Es kann doch nicht so schlimm sein, sich öfter als nur einmal die Woche zu sehen? Als wir uns kennengelernt haben ging das doch auch!« Sebastian scheffelt sich Cashewkerne und Cranberries in die Hand. Marie sieht Sebastian an: »Jetzt sag doch auch mal was! Du bist doch immer derjenige mit dem Überblick und dem Psychogespür.« Sebastian kippt die Chashewkerne samt den Cranberries zurück in die Schale. Vor Maries Augen etwas zu verschlingen, was ihm so gut schmeckt, kommt ihm jetzt herzlos vor. Aus Maries Augen kullern erneut Tränen, groß wie Cranberries. Sebastin schweigt immer noch. Marie tupft sich die Tränen mit dem Papier von der Küchenrolle ab. Sebastian kennt Oliver nicht. Aber Johannes. Mit ihm ist er seit vielen Jahren befreundet. Eine größere Verbundenheit spürt er aber mit Marie. Johannes geht auch mit Oliver ins Bett. Um genau zu sein, seit drei Wochen, zweimal pro Woche. Und Johannes ist deswegen im Glück.
Und # 11 (U-Bahn-Sitz mit Wärme)
Kultur # 12 (Gin Tonic auf die Zeit…)
Kultur # 12
Heute trinke ich schon mal vier Gin Tonic auf die Zeit, in der mein Leben nicht so gut laufen wird. Salut.
Blitzlicht # 6 (Die Tatsache Kinder anlächeln)
Blitzlicht # 6
Die Tatsache, dass Kinder mich anlächeln, macht mich glücklich. So würde ich gerne denken und empfinden.
Alltag # 18 (Eine kurze Verspätung…)
Alltag # 18
Eine kurze Verspätung macht eine lange Verärgerung.
Alltag # 18/B (Marie und der Apfel/schöneres Zuhause…)
Alltag # 18/B
Marie hat das Bedürfnis, dem letzten Apfel aus der Verpackung ein schöneres Zuhause zu bieten, als das Daliegen in einem aufgerissenen Netz. Sie legt ihn auf das Fensterbrett neben das gelbe Radio. Dort darf er liegenbleiben bis er schimmelt.
Wünsche # 8 (Paar küsst sich…)
Wünsche # 8
Sebastian sieht auf dem S-Bahnbahnsteig ein Paar stehen. Sie küssen sich. Anna und er haben sich auch oft in der Öffentlichkeit geküsst. Sebastian überfällt eine Traurigkeit. Die Traurigkeit gehört zur Gattung der Sekundentraurigkeit. Das Paar küsst sich erneut. Sebastians Traurigkeit wechselt die Gattung, geht über in eine Minutentraurigkeit. Sebastian beschließt Weinrauben und ein halbes Kilo von dem teuren Parmigiano zu kaufen. Die Traurigkeit geht weg. Sie steht nicht auf Käse. Wohin oder zu wem sie geht, weiß Sebastian nicht. Nur, dass er zunimmt.
Blitzlicht # 7 (suck the bratwurst)
Blitzlicht # 7
»Suck the Bratwurst.«