Wünsche # 2 (Chloe…)

Wünsche # 2

Chloé schlüpft aus ihrem Mantel und setzt sich zu Pierre und Marie an den Tisch. »Das tut mir so leid, ich habe wirklich vorgehabt, euch alleine zu lassen. Und jetzt komme ich einfach hier her, und das, obwohl Pierre mit dir allein essen gehen wollte.« Eine Bedienung legt einen Packen Speisekarten auf den Tisch. Chloé sagt: »Ich kann es immer noch nicht fassen!« Pierre zieht eine Karte vom Stapel und blättert sie durch. Marie nimmt sich ebenfalls eine und sagt: »Kann es sein, dass du dich im Datum geirrt hast, vielleicht wird das Theaterstück an einem anderen Tag aufgeführt?« »Nein«, sagt Chloé, »das kann nicht sein, das Datum steht auf der Karte und die habe ich schon seit einer Woche!« Pierre will Chloé und Marie auf ein paar Vorspeisen einladen und fragt nach, ob sie damit einverstanden sind, wenn auch welche mit Fleisch dabei sind. Chloé und Marie nicken. Chloé sagt: »Ich bin zwar ins Gebäude reingekommen, aber nicht in den Saal. Was für eine Unverschämtheit!« Pierre schiebt Chloé die letzte Speisekarte hin und sagt: »Mein Schatz, du bist auch eine halbe Stunde zu spät dran gewesen!« Chloé schiebt ihre Armreifen zurück und sagt: »Ja, nur eine halbe Stunde.« Marie geht die vegetarischen Gerichte mit Tofu durch und merkt sich die Nummer hunderteins. Chloé kaut am Daumennagel und meint, dass ihr das noch nie passiert sei, obwohl sie oft zu spät komme. Aber bisher seien die Türen noch immer aufgegangen. Noch nie sei es dazu gekommen, dass sie wieder hätte gehen müssen. Eine Bedienung stellt eine mit Leitungswasser gefüllte Karaffe auf den Tisch und ineinander gestapelte Gläser. Pierre verteilt die Gläser. Chloé legt ihre Hände auf den verklebt wirkenden Kunstledereinband der Speisekarte und meint, sie habe im Theater sogar etwas gestohlen, so wütend sei sie gewesen. Und jetzt denke sie, was sie da bloß getan habe. Sie habe in ihrem ganzen Leben noch nie etwas geklaut. Wirklich noch nie. Marie fragt nach, was sie denn gestohlen habe. »Eine Flasche Wasser mit Birnen-Rosmaringeschmack.« Im Vorraum des Theaters habe es so einen kleinen Vorbau gegeben, so einen mit einer Glasscheibe vorne, so wie man das vom Kino her kenne. Und sie sei zu dem Häuschen gegangen um herauszufinden was los ist, warum sie nicht eingelassen wird. Und da habe sie bemerkt, dass die Tür zu diesem Häuschen offen war. Sie habe den Stuhl gesehen, die Jacke, die über dem Stuhl hing, und eine Tasche, die auf dem Boden stand. Die Tasche sei offen gewesen und aus der Tasche blitzte eine Glasflasche, und die habe sie sich genommen. »Ich habe einfach in die Tasche gegriffen und der Person, die dort arbeitet, das Wasser gestohlen! Und jetzt hat diese Person nichts mehr zu trinken.« Chloé zieht die Flasche aus ihrer Tasche und zeigt sie Marie und Pierre. Sie schraubt den Deckel ab und bietet an, die Gläser mit dem Wasser aufzufüllen. Pierre und Marie nicken.