Wünsche # 37
Sebastian legt die Schere zur Seite und faltet den Teil des Papiers, den er nicht mehr brauchen wird, wieder zusammen. Er wickelt seine Geschenke immer im gleichen Stil ein. Ungefähr alle fünf Jahre kommt es dann wieder zu einer Veränderung, aber im Moment ist es noch das silberne Seidenpapier. Er hat es auf Vorrat gekauft. Zehn Packungen mit je drei Bögen. Dazu noch fünf Rollen neongelbes japanisches Klebeband. Eines, das man leicht wieder abziehen kann. Und dieses Washi-Tape gibt dem äußeren Erscheinungsbild dann noch das gewisse Etwas. Sebastian zieht das Preisschild von dem kleinen Zierteller ab, schlägt ihn in Luftpolsterfolie ein, legt ihn gut gepolstert auf das zurecht geschnittene Stück Seidenpapier und hält inne. Da ist es wieder. Er kann es spüren. Ein ganz konkretes Bedürfnis macht sich in seinem Körper breit. Es taucht immer dann auf, wenn er ein liebevoll ausgewähltes Geschenk einpackt.
Gibt es einen Anlass für ein Geschenk, einen Geburtstag oder einen anderen Grund, der ein Geschenk erforderlich macht, möchte Sebastian nicht nur das Geschenk verschenken, sondern mit dazu auch gleich noch den Platz, den das Geschenk in der Wohnung einnehmen soll. Sebastian schluckt. Er sieht den Zettel schon vor seinem inneren Auge aufblitzen. Ein kleiner weißer Zettel, auf dem steht, wo sein Geschenk hingestellt, hingehängt, hingelegt oder dagegen gelehnt werden soll. Er will durch das Mitbestimmen des Platzes seinen Wert festlegen. Den Wert, den er für die andere Person hat. Das will er auf keinen Fall den Beschenkten überlassen.