Und # 32
Eine Tasche braucht ein Verhältnis. Sie kann sich nicht alleine halten. Auch ich brauche Verhältnisse, um mich halten zu können.
Eine Tasche braucht ein Verhältnis. Sie kann sich nicht alleine halten. Auch ich brauche Verhältnisse, um mich halten zu können.
Gestern habe ich mich gefragt, was ich in Berlin Moabit für einen Sinn mache. Heute frage ich mich das auch noch.
Ich wäre froh, wenn ich im Flugzeug im Sitzen einschlafen könnte, weil das hieße, dass ich gelernt habe, wie ich die Umwelt aus meinem Beobachtungszwang entlassen kann.
Heute bin ich einem Gefühl begegnet, das meinen Gesichtsausdruck vollständig entgleisen hat lassen.
Ich habe noch nicht mal annähernd die Erschöpfungen aufgebraucht, die sich wegen Dir in diesem Monat angestaut haben.
Freude entsteht:
– wenn ich endlich wieder barfuss durch die Wohnung laufen kann.
– wenn ich im Schaufenster eine schöne Tasche sehe und meine Freundin sagt: Komm, ich zahl dir die Hälfte.
– wenn ich die fettige Pfanne gleich nach dem Essen abspüle.
– wenn Freunde zu mir sagen: Komm lass uns für einen Tag ans Meer fahren.
– wenn die Wollmütze, die mir C. geschenkt hat, endlich von Motten zerfressen wird.
– wenn ich mit der U-Bahn zu weit gefahren bin und beim Umsteigen dann nur auf die andere Seite des Bahnsteigs gehen muss.
– wenn ich höre, dass nun auch Frauen zu Männern »Fotze« sagen.
Ich höre mir die Wünsche der anderen an: Ein Haus auf dem Land kaufen. Ein Motorboot mit Elektromotor erwerben. Ein Kind zeugen. Drei Monate lang die Welt bereisen. Ein Sabbatical nehmen. Proust im Original lesen. Mein Wunsch: Mich gleich noch einmal ins Bett zu legen.
Heute ist mein freier Tag. Sechzehn Stunden stehen mir zur freien Verfügung. Aber ich nutze sie nicht. Und am Abend werde ich mich dann wieder fragen: Wieso eigentlich nicht.