Blitzlicht # 16
Joana braucht jeden Tag eine Portion Fett. Das bildet sie sich zumindest ein. Egal was die Wissenschaft sagt. Sie braucht es, um denken zu können. Ihr Gehirn kann nicht ohne. Butter kann sie nicht pur essen, davon wird ihr schlecht. Butter geht nur im Zusammenhang mit Brot oder Brötchen. Aber Joana mag nicht so gerne für den Belag sorgen. Das fordert Entscheidungskraft. Welche Sorte Käse, welche Sorte Wurst, im Stück oder schon aufgeschnitten, und darf der Käse oder die Wurst auch teuer sein, und wieviel Gramm soll sie kaufen, damit nichts davon das Ablaufdatum überschreitet. Also lässt sie das mit den belegten Brötchen meistens bleiben. Um zu ihrem Fett zu kommen, gäbe es auch noch Öl. Davon hat sie auch eine Flasche zu Hause stehen. Kommt aber nur selten zum Kochen und es einfach so zu schlucken, gelingt ihr nicht. Aber Sahne geht immer! Für Joana passt Sahne zu absolut allem. Für andere sind es womöglich Austern oder essbare Blumen, die kleine Verzückungen auslösen. Bei ihr ist es Sahne, Sahne, Sahne. Am liebsten das kalte dickere Fett, das sich oben in der Flaschenöffnung unter dem Verschluss anstaut. Mit großer Vorliebe zieht sie diesen Fettklumpen mit dem Finger aus dem Flaschenhals, schiebt ihn sich in den Mund und lässt den Batzen bis in ihre Hirnzellen hinein zergehen. Eine rahmige fette Freude und ihre Gedanken laufen wieder wie geschmiert.