Kultur # 23 ( Astrid sagt: Serien schauen… )

 

Kultur # 23

Astrid sagt: »Ich bin dem Serienschauen verfallen. Call my Agent. Miranda. Furia. Kranitz. Das Haus am Hang. The Pier. Um nur einige davon zu nennen. Ich will dieses Verhalten gar nicht verstehen. Ich will es nur tun. Ich will mir da auch nicht reinreden lassen. Sagt jemand zu mir, das ist doch die reinste Zeitverschwendung, denke ich, kannst du von dir behaupten, dass du keine Zeitverschwendung bist! Ich gebe jedoch zu, dass das eine eigenartige Ausübung von Menschsein ist, die einem noch dazu viel Passivität abverlangt. Habe ich mich für eine Serie entschieden und bei der ersten Folge die Play-Taste gedrückt, freue ich mich schon darüber, dass es noch weitere Folgen von dieser Serie gibt. Und habe ich alle Folgen bis zu Ende gesehen, freue ich mich schon darauf, dass noch weitere Staffeln auf mich warten. Habe ich den Gipfel erreicht und mir alle Staffeln angesehen, heißt das nicht, dass es mit dem Zeitvertreib zu Ende ist. Denn dann wartet die nächste Serie auf mich. Es gibt immer wieder neue Serien oder alte, die ich noch nicht gesehen oder schon wieder vergessen habe. Die Serien gehen nicht aus. Nie. So ist das. Und das einzige, was ich noch zugeben will ist, dass ich mich auf eine Suche begebe, wenn ich Serien schaue. Es ist aber keine Suche nach für mich versteckten Ostereiern. Diese Suche würde ein ganz natürliches Ende finden. Das wäre das Schöne daran. Die Suche beim Serienschauen ist eigenartiger. Ich suche nach etwas, dass keine Sättigung zulässt. Oder ich benötige den Zustand, der eine Sättigung vermeidet. Oder noch anders: Ich suche genau den Zustand, dass etwas nicht gesättigt werden kann.«