Kultur # 17 (Obdacloser Brötchen…)

Kultur # 17

Ein Obdachloser betritt im Hauptbahnhof eine Bäckerei. Das Konzept der Bäckerei heißt: Selbstbedienung. Vor einer Wand stehen fünf Kaffeemaschinen. Links von den Maschinen sind Pappbecher aufgereiht. Bereit zur Benutzung. Per Knopfdruck wird entschieden, ob eine Kaffeevariante oder heißes Wasser für Tee oder eine heiße Schokolade in den Becher laufen soll. Im hinteren Bereich der Bäckerei befindet sich ein Kühlregal. Es ist in drei Fächer unterteilt und mehrere Meter lang. Zur Verfügung stehen süße und salzige Teilchen. Auch dort sollen sich die Kunden selbst bedienen. Der Obdachlose greift nach einem Schinkenbrötchen und verlässt den Laden. Ohne zu bezahlen. Ein Angestellter der Bäckerei bemerkt das, läuft dem Obdachlosen hinterher, erreicht ihn und tippt ihm von hinten auf die Schulter. Der Obdachlose dreht sich nach ihm um. Der Bäckereiangestellte lächelt den Obdachlosen freundlich an und bietet ihm etwas an: Ein Wachspapier. Es liegt ausgebreitet in der Hand des Bäckereiangestellten. Der Obdachlose ist überrascht. Zögert. Nach einem weiteren Blick auf das freundliche Gesicht des Bäckereiangestellten, legt er sein Schinkenbrötchen auf das Wachspapier. Der Bäckereiangestellte schließt seine Finger um das Brötchen und kehrt zurück zum Laden. Der Obdachlose ballt beide Hände zu Fäusten und flucht. Erschreckend laut. Der Angestellte der Bäckerei grinst. Erschreckend lange. In der Bäckerei angekommen öffnet er seine Hand. Das Brötchen plumpst in den Mülleimer.