Du # 44 (Tonarbeit fällt von der Wand…)

Du # 44

»Gestern ist meine Tonarbeit in der Galerie zu Bruch gegangen. Der Galerist meinte, das sei während des Aufbaus passiert. Das liege wohl an der Vorrichtung, die ich angebracht hätte. Ich fand das komisch, denn bei mir im Atelier hat die Aufhängevorrichtung gehalten. Weil in zwei Tagen schon die Eröffnung ist, bin ich schnell zur Galerie geradelt. Als ich ankam, telefonierte der Galerist gerade und gab mir zu verstehen, dass ich warten solle. Ich wartete zwanzig Minuten. Dann bat er mich ins Büro. Ich fragte nach, ob die Versicherung den Schaden übernehmen würde. Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und sagte, er möchte mich eins gerne wissen lassen: Es gäbe zwei Sorten Künstlerinnen, die coolen und die uncoolen. Die uncoolen würden immer einen Terz machen, die würden immer gleich nach der Versicherung schreien und andere beschuldigen, etwas falsch gemacht zu haben. Aber die coolen, die würden sofort verstehen, dass auch mal etwas schief gehen kann und würden die Chance, dass sie ausgestellt werden, nutzen. Die wollen nicht, dass ihre Arbeiten im Atelier verrotten. Und dann meinte er noch, dass er aus Erfahrung wisse, dass aus den uncoolen nie etwas werden würde, aber aus den coolen schon. Denn die coolen seien diejenigen, die schnell etwas Neues machen würden und das Werk dann noch rechtzeitig vor der Eröffnung selbst in die Galerie bringen würden.«